PDF-Datei Mega-Leseprobe des E-Books (Stand: 27.3.2025, 201 Seiten)
Diese Leseprobe ist der perfekte Einstieg in das Metakonzept.
Sie genügt, um sich dann anschließend mit dieser Website
und dem Metakonzept ausführlich auseinanderzusetzen.
Erstveröffentlichung des hier unten stehenden Textes: 6.1.2025
Letzte Aktualisierung: 1.6.2025
Die "Mitfühlende Fürsorge-Rolle" ist eine innere Haltung, mit der man den Zielen, Wünschen oder Bedürfnissen eines anderen Menschen liebevoll und fürsorgend zur Verfügung steht - oder mit der man liebevoll mitteilt, dass man leider nicht zur Verfügung steht, und dabei mitfühlendes Verständnis für die Reaktion des anderen Menschen hat.
Stell dir einmal eine Gemeinschaft oder sogar eine Gesellschaft vor, in der jede Person dazu in der Lage ist, frei die "Mitfühlende Fürsorge-Rolle" einzunehmen. Zusammen mit der Fähigkeit, frei in die "Liebevolle Führungsrolle" zu wechseln, ist das ein optimaler Zustand für eine Gesellschaft. Und dieser optimale Zustand ist die Vision, um die es hier geht. Dieser optimale Zustand ist ganz konkret lernbar und lehrbar - mithilfe des frei zugänglichen NeuroSonanz- & Novosilienz-Metakonzepts.
In dieser "gelösten Gesellschaft" besitzt jeder Mensch diese beiden Fähigkeiten, auf die er jederzeit zugreifen kann: das Einnehmen der "Mitfühlenden Fürsorge-Rolle" und das Einnehmen der "Liebevollen Führungsrolle". Die Mitfühlende Fürsorge-Rolle setzt voraus, dass es einem selbst gut geht und dass man sich nicht um eine eigene Verletzung kümmern muss. Ist man aber selbst verletzt, körperlich oder seelisch, dann entsteht eine Heilungshierarchie (PDF-Datei). Das bedeutet: Man hat seine Aufmerksamkeit meistens auf seine eigene Verletzung gerichtet (gibt ihr einen Vorrang vor allem anderen = Hierarchie), bis die Verletzung geheilt ist.
Im optimalen Fall erlebt die verletzte Person, die sich an einer bestimmten Stelle selbst heilen will, ihr Umfeld in der Mitfühlenden Fürsorge-Rolle. Die verletzte Person kann in der "Liebevollen Führungsrolle" ihrem Umfeld mitteilen, ob sie Hilfe benötigt und wenn ja, was sie für eine Hilfe benötigt und wie das Umfeld optimal helfen kann. Das (momentan nicht verletzte) Umfeld fügt sich in die Heilungshierarchie der verletzten Person ein und steht mitfühlend und fürsorgend der verletzten Person für ihren Heilungsprozess zur Verfügung.
In der von mir skizzierten "gelösten Gesellschaft" stehen sich die Menschen gegenseitig für Heilungsprozesse einfühlsam (empathisch), mitfühlend und fürsorgend zur Verfügung. Alles Schmerzhafte erhält einen würdevollen, liebevollen und verständnisvollen Rahmen, damit es sich selbst heilen kann.
Ich vermute: Je mehr Menschen die Fähigkeit haben, diese Mitfühlende Fürsorge-Rolle zu leben, umso mehr (verletzte) Menschen fühlen sich von dieser mitfühlenden Gemeinschaft / Gesellschaft angezogen, weil sie dort "endlich" den mitfühlenden, liebevollen und verständnisvollen Heilungsrahmen finden, den sie seit ihrer Kindheit gesucht haben (Heimatgefühl in Geborgenheit). Hier können sie sich endlich würdevoll und selbstbestimmt ihrer Verletzung widmen, sich selbst heilen und endlich auch das tiefe Potenzial entfalten, das schon lange darauf wartet, vollständig entfaltet zu werden.
Gleichzeitig vermute ich auch: Je mehr Menschen die Fähigkeit haben, die Liebevolle Führungsrolle zu leben, umso mehr Menschen fühlen sich von dieser liebevoll kreativen und ihr Potenzial entfaltenden Gemeinschaft / Gesellschaft angezogen, weil sie dort viele Anregungen für ihre eigene Potenzialentfaltung erhalten und sich voller Lebensfreude selbst immer weiter steigern können.
Meine Vision: Wenn sich diese beiden Fähigkeiten der Liebevollen Führungsrolle und der Mitfühlenden Fürsorge-Rolle wie eine große Welle immer weiter verbreiten, kann sich dadurch die Menschheit wie von selbst heilen und immer mehr Klarheit entfalten - und damit heilt und entfaltet sich auch das Verhalten der Menschheit gegenüber dem Planeten Erde. Auch alle Macht-strukturen "heilen", die aus "unvollendeten Heilungshierarchien" heraus entstanden sind.
Wie entsteht eine Machtstruktur aus einer unvollendeten Heilungshierarchie? Wenn ein Heilungsprozess nicht vollständig vollzogen wird, dann bleibt man in einem Not-Zustand stecken. Anstatt dass sich die Heilungshierarchie nach vollendeter Heilung auflöst, bleibt die Hierarchie weiterhin bestehen. In diesem Not-Zustand der chronischen Heilungshierarchie muss man sich selbst permanent Vorrang geben. Gleichzeitig hat man das Bedürfnis, dass sich das direkte Umfeld den eigenen Wünschen und Vorstellungen (mitfühlend) anpasst, weil man immer noch unbewusst die Heilung vollenden will.
Solche Not-Zustände entstehen durch strenge Erziehungsmaßnahmen in der Kindheit, die im Kind nicht mehr heilen können. Viele Menschen, die Unangenehmes in ihrer Kindheit nicht vollständig verarbeiten konnten, weil ihnen der dazugehörige liebevolle und verständnisvolle Rahmen gefehlt hat, sind in so einem Not-Zustand stecken geblieben. Auch später als Erwachsene leben sie weiter diesen Not-Zustand, wenn ihnen das entsprechende mitfühlende, ver-ständnisvolle und fürsorgende Umfeld dazu fehlt. Diese inneren Not-Zustände sind auf der ganzen Welt weit verbreitet und führen im schlimmsten Fall zu Diktaturen. Letztendlich will man doch „nur“ (unbedingt!) seine Heimat finden, in der man vollständig heilen kann.
Das Geniale: Diese beiden Fähigkeiten der Liebevollen Führungsrolle und der Mitfühlenden Fürsorge-Rolle können einen Unterstützungs- und Heilungsprozess in der Menschheit anregen. Dieser Prozess kann bereits in den kleinsten Situationen zu zweit beginnen. Einer von beiden nimmt für den anderen die Mitfühlende Fürsorge-Rolle ein, damit der andere seinen Selbstheilungsprozess vollenden kann. Dabei muss es noch nicht einmal ein Heilungsprozess sein, sondern man kann das Verhalten der Mitfühlenden Fürsorge-Rolle einfach in den Alltag integrieren und auf diese Weise angenehm miteinander umgehen. Dieser Prozess zwischen mindestens zwei Menschen habe ich die „Glückszelle“ genannt (siehe dazu auch mein Buch „Dein Gehirn deutet“). Zusätzlich kann man sich in dieser Glückszelle gegenseitig darin unterstützen, die Mitfühlende Fürsorge-Rolle immer besser leben zu können. Beide können sich darauf hinweisen, wo gerade die Mitfühlende Fürsorge-Rolle gefehlt hat und wie man sich verhalten hätte, wenn man die Mitfühlende Fürsorge-Rolle "korrekt" gelebt hätte. Selbst "Fehler" in diesem Lernprozess können mithilfe der Mitfühlenden Fürsorge-Rolle optimal und mitfühlend begleitet werden.
Kurz: Während man gemeinsam die Mitfühlende Fürsorge-Rolle lernt, kann man die Mitfühlende Fürsorge-Rolle lernen. :-)
Ein sich selbst stärkender unaufhaltsamer Prozess ...
Jacqueline und ich haben viel Spaß dabei, uns gegenseitig liebevoll zu korrigieren und uns gegenseitig die Mitfühlende Fürsorge-Rolle so gut wie möglich vorzuleben.
Bonus: Es wirkt auch auf einen selbst zurück und tut gut, diese Mitfühlende Fürsorge-Rolle überall und in jeder Situation zu leben. Denn dadurch wird das eigene Leben immer stressfreier und immer glücklicher. Zumindest geht es Jacqueline und mir so.
Glaube mir nicht, sondern überprüfe meine Vision selbst. Die unterstützenden Beschreibungen zum Lernen der Mitfühlenden Fürsorge-Rolle findest du hier unten im nächsten Abschnitt aufgezählt. Da ist alles Wichtige enthalten. Weitere Beschreibungen des Metakonzepts, Hinweise und Anwendungen findest du überall auf dieser Website verbreitet. Falls du dir diese Website noch nicht angeschaut hast, beginne einfach von vorne.
Empfehlung: Lerne die folgenden Punkte auswendig.
1. Die Mitfühlende Fürsorge-Rolle besteht aus vier Rollen, die ich mithilfe meines NeuroSonanz-Modells beschreibe: die Beobachter-Rolle, die Alles-Spieler-Rolle, die Mitspieler-Rolle und die Nicht-Spieler-Rolle. Diese Rollen können gleichzeitig und abwechselnd gelebt werden. Eine ausführliche Beschreibung dieser Rollen findest du in dieser Mega-Leseprobe auf den Seiten 87-102 und 120-136.
2. Die Beobachter-Rolle ist dein Werkzeug, deine Aufmerksamkeit bewusst auf das Ziel zu lenken, auf das du sie lenken willst, um damit deine Rolle frei zu bestimmen.
3. In der Alles-Spieler-Rolle hast du die grundsätzliche Haltung, dass "alles zum Leben dazugehört". Selbst die (Ab)Wertung, der Ausschluss, die Entwürdigung, der Schmerz, der Krieg, der Krieg gegen den Krieg, der Schutz vor allem Schmerzhaften, die Lebensfreude etc. gehören zum Leben dazu.
4. In der absichtlichen Nicht-Spieler-Rolle stehst du dem anderen Menschen für sein Ziel, seinen Wunsch, sein Bedürfnis, seine Absicht, seine Heilungshierarchie etc. nicht zur Verfügung. Diese Rolle gehört deshalb zur Mitfühlenden Fürsorge-Rolle, weil du dich im Moment deiner Grenzsetzung besonders fürsorgend und verständnisvoll verhältst. Du teilst dem anderen deine Grenze liebevoll und mitfühlend mit - ohne Begründung ("Leider stehe ich dir dafür nicht zur Verfügung").
Nur wenn der andere eine Begründung wünscht und du für die Erklärung deiner Grenze noch zur Verfügung stehst, erklärst du liebevoll und fürsorgend den Grund deiner Grenze, bevor du dich dann auf etwas Anderes konzentrierst.
Solltest du ohne Aufforderung und ohne Wunsch von der anderen Person von dir heraus den Grund erklären (Rechtfertigung), dann ändert sich in der Sekunde die Rollenverteilung. Denn du verfolgst gerade dein eigenes Ziel, der anderen Person den Grund zu erklären. Du willst Verständnis von ihr (vielleicht damit sie sich durch deine Grenze nicht oder nur wenig verletzt fühlt) und befindest dich dadurch in der Spieler-Rolle (= mit eigenem Ziel) - nicht mehr in der Mitfühlenden Fürsorge-Rolle. Die andere Person "muss" dir zuhörend und verstehend (und wahrscheinlich deinem Wunsch nach möglichst unverletzt) in der Mitspieler-Rolle zur Verfügung stehen. Wenn sie diese Rollenverteilung aber nicht will, entsteht hier möglicherweise eine Konfliktsituation, weil die andere Person innerlich nicht bereit ist, dir für deinen Wunsch nach Verständnis zur Verfügung zu stehen.
Du könntest solchen Konflikten und Missverständnissen vorbeugen, indem du nach deiner Grenzziehung anschließend fragst: "Möchtest du den Grund für meine Grenze wissen?" Und dann erklärst du so lange, wie der andere zuhören und verstehen möchte - oder bis du selbst bei dir an eine weitere Grenze stößt und nun auch für weitere Erklärungen nicht mehr zur Verfügung stehst und dich auf etwas Anderes konzentrierst. Dann verabschiedest du dich noch einmal liebevoll, gehst und konzentrierst dich auf das Neue.
5. In der absichtlichen Nicht-Spieler-Rolle hast du immer liebevolles und mitfühlendes Verständnis für alle Reaktionen des anderen Menschen auf deine Grenze. Dies ist möglich, wenn du gleichzeitig auch die Alles-Spieler-Rolle lebst - mit der inneren Haltung: "...und auch das gehört dazu" (siehe Punkt 3.). Auch dein mitfühlendes Verständnis für verletzte Reaktionen gehört dazu. Und es gehört dazu, wenn dein Gegenüber mit deiner Begründung (Punkt 4) nicht einverstanden ist und dadurch ebenfalls verletzt fühlt. Du hast Mitgefühl für alle Reaktionen auf dich und deine Grenze.
6. Du könntest dich eventuell in der unfreiwilligen Nicht-Spieler-Rolle sehen, wenn die andere Person deine Hilfe nicht oder nicht mehr benötigt. Oder wenn die andere Person mitteilt, dass deine Hilfe gerade nicht geholfen hat und sie etwas Anderes braucht. Doch das würdest du nur als „Nicht-Spieler-Rolle“ deuten, wenn du selbst auf irgendeine Weise an deinem eigenen Ziel festhältst, der anderen Person helfen zu wollen (Spieler) und nun von diesem eigenen Ziel ausgeschlossen bist.
Natürlich ist es dein Ziel, dein Bestes zu geben, damit der anderen Person geholfen ist. Doch sobald deine Hilfe nicht mehr gebraucht wird, bist du sofort aus der Mitfühlenden Fürsorge-Rolle komplett entlassen. Demnach bist du normalerweise auch nicht in der unfreiwilligen Nicht-Spieler-Rolle innerhalb der Mitfühlenden Fürsorge-Rolle.
Korrigiert die andere Person deine Hilfsimpulse, indem sie mitteilt, dass ihr gerade etwas nicht geholfen hat, dann ist das eine normale Korrektur, die du innerhalb der Mitfühlenden Fürsorge-Rolle erhältst. Du lernst durch sie dazu und verbesserst deine Hilfe. Auch diese Situation muss nicht unbedingt als „unfreiwillige Nicht-Spieler-Rolle“ gedeutet werden, sondern sie ist ein Teil der lernenden Mitspieler-Rolle (siehe Punkt 14). Natürlich kann es aber als unfreiwillige Nicht-Spieler-Rolle gedeutet werden, in die man durch die negative Wertung („Das passt nicht, was du gerade tust“) ganz kurz gebracht wurde, bevor man sein Verhalten verändert und eine neue oder verbesserte Hilfe in der Mitspieler-Rolle zur Verfügung stellt.
7. In der Mitspieler-Rolle stellst du (fast) alle deine eigenen Ziele zurück. Die einzigen beiden Ziele, die du in der Mitspieler-Rolle verfolgst (und durch die du dich nur bezogen auf diese beiden Ziele in der Spieler-Rolle und damit in der Liebevollen Führungsrolle befindest), sind:
a) Ziel: die Mitspieler-Rolle leben und in dieser Rolle dein momentan Bestes geben wollen.
b) Ziel: darauf achten wollen, dass es dir selbst in der Mitspieler-Rolle so gut wie möglich geht. Und wenn es dir nicht mehr gut geht, entscheidest du dich liebevoll und mitfühlend, aus der Mitspieler-Rolle in die Nicht-Spieler-Rolle zu wechseln, und stehst "leider" nicht weiter zur Verfügung (siehe Punkt 4.). Oder du gibst einen Hinweis, wie du dich wohler fühlen würdest, und beobachtest, ob dir die andere Person für dein Wohlgefühl zur Verfügung stehen kann.
Bezogen auf diese beiden Ziele befindest du dich innerhalb der Mitfühlenden Fürsorge-Rolle gleichzeitig in der Liebevollen Führungsrolle. Du kannst dich beim Zur-Verfügung-Stehen selbst weiterentwickeln, indem du dich trainierst, beim Helfen / Anpassen dein Bestes zu geben und darin immer besser zu werden. Außerdem kannst du dich darin weiterentwickeln, deinem Gegenüber klare und liebevolle Hinweise zu geben, wie du dich beim Helfen / Anpassen optimal wohl fühlst, wie dir also dein Gegenüber während deiner Hilfe / Anpassung „Heimat“ geben kann (wenn dein Gegenüber dazu in der Lage ist).
8. In der Mitspieler-Rolle fühlst du dich bezogen auf die Wünsche der anderen Person auf natürliche Weise unsicher. Diese natürliche Unsicherheit ist das natürliche Ergebnis aus der Tatsache, dass wir unterschiedliche Gehirne / unterschiedliche Perspektiven haben. Wir können niemals genau wissen, was das Ziel, der Wunsch oder das Bedürfnis der anderen Person ist, was die andere will oder was sie braucht oder was ihr wirklich hilft. Wir können nicht in das Gehirn der anderen Person und in ihren Körper schauen. Deswegen fühlen wir uns auf natürliche Weise unsicher über die Bestrebungen unseres Gegenübers - und darüber, was unserem Gegenüber wirklich hilft. Mit dieser Unsicherheit würdigen wir die andere Person als Selbstbestimmerin und Besserwisserin bezüglich ihrer eigenen Wünsche, Ziele und Bestrebungen, bezüglich ihres eigenen Körpers und ihres eigenen Lebens, bezüglich ihres „Reichs“. Stimmen wir dieser Unsicherheit in uns vollkommen zu und leben mit dieser Unsicherheit und handeln aus dieser Unsicherheit heraus, dann leben wir Menschenwürde in ihrer reinsten Form.
9. Aus dieser natürlichen Unsicherheit heraus entstehen Fragen, die du an dein Gegenüber hast. Die erste Frage ist immer, ob dein Gegenüber überhaupt eine Mitfühlende Fürsorge-Rolle von dir braucht. Will sie/er eine Unterstützung oder einen liebevollen verständnisvollen Rahmen? Auf irgendeine Weise?
10. Wenn dein Gegenüber sich von dir auf irgendeine Weise eine Unterstützung wünscht, dann sei dir als erstes bewusst, dass du ab jetzt in der Mitspieler-Rolle helfend zur Verfügung stehst. Das bedeutet: Um deinem Gegenüber optimal helfen zu können, geht ein Anteil in dir "in Resonanz" zu deinem Gegenüber (= NeuroSonanz = Wahrnehmungskraft). Aufgrund des Resonanz-Phänomens in Systemaufstellungen wissen wir, dass wir Menschen von der Natur eine gewisse Gabe mitbekommen haben: Sobald wir uns für das Ziel eines anderen Menschen in der Mitspieler-Rolle zur Verfügung stellen, besteht die Möglichkeit, dass wir passend zum Ziel des Gegenübers "Resonierende Empfindungen" (PDF) in uns entwickeln. Dabei fühlen wir uns nicht mehr ganz so, wie wir uns mit uns allein fühlen. In Extremsituationen haben wir sogar das Gefühl, „nicht mehr wir selbst" zu sein.
Da es nicht wissenschaftlich erforscht werden kann, was wir da genau fühlen, empfehle ich, vorsichtig mit entsprechenden Interpretationen zu sein und niemals "Behauptungen" auszusprechen ("Dir muss es schlecht gehen, denn ich fühle mich im Kontakt mit dir nicht gut!"). Solche Behauptungen sind entwürdigend und führen zu einem Rollenwechsel, indem der Behauptende in die Spieler-Rolle wechselt und das Gegenüber sich in der unfreiwilligen Mitspieler-Rolle fühlt.
Solltest du in deiner Mitfühlenden Fürsorge-Rolle den Eindruck haben, etwas zu spüren, was eine "Resonanz" zu deinem Gegenüber darstellen könnte, dann biete deine Vermutung aus einem unsicheren Gefühl heraus dem anderen Menschen an (siehe oben Punkt 8). Erzähle davon und frage, ob er etwas damit anfangen kann und ob es ihm eine Hilfe für sein Ziel ist. Und wenn es aktuell nicht hilft, dann lasse in der Mitfühlenden Fürsorge-Rolle liebevoll von deinem Mitteilungsdrang los und lasse deine Empfindung so stehen. Entscheide, ob du mit dieser Empfindung dem anderen weiter mitfühlend zur Verfügung stehen willst – oder nicht mehr (siehe Punkt 4).
11. Wenn die andere Person deine Unterstützung will und wenn du weiter in der Mitspieler-Rolle zur Verfügung stehen willst, dann stehe zu deinem natürlichen Unsicherheitsgefühl, das zur Mitspieler-Rolle gehört, und frage, wie genau du behilflich sein kannst. Was sollst du tun? Nimm alle Anweisungen von der anderen Person offen entgegen und gib dein Bestes, sie umzusetzen.
12. Wenn es dein Gefühl ist und du dadurch vielleicht mehr Klarheit beim Helfen bekommen könntest, frage die Person, ob du wissen darfst / sollst, was genau ihr Ziel / Wunsch / Bedürfnis / ihre Vision ist. Wenn ja, dann stelle ihr Fragen über ihr Ziel, solange sie die Fragen beantworten möchte und solange es dir beim Helfen weiterhilft.
Gehe nicht davon aus, dass du irgendwann genau weißt, wie das Ziel ist und was du genau tun sollst. Auch wenn du selbst ein klares Bild hast. Stelle dieses Bild immer wieder in Frage. Bleibe immer auf natürliche Weise unsicher und würdige dadurch die andere Person als Besserwisserin über sich selbst. Denn du kannst es aufgrund eurer unterschiedlichen Gehirne und Perspektiven niemals "genau" wissen, ob du richtig liegst.
13. Hast du in der Mitspieler-Rolle beim Helfen eigene Ideen, dann sage nicht, was für die andere Person "besser wäre", wie sie ihr Ziel verändern "soll" oder was sie tun "sollte". Denn durch diese Kommunikationsform veränderst du die Rollenverteilung. Du wechselst in die Spieler-Rolle (weil du aus einer eigenen Zielvorstellung heraus etwas "behauptest" und "Anweisungen" gibst) und die andere Person wechselt möglicherweise (unfreiwillig? unabsichtlich? unwissend?) in die Mitspieler-Rolle.
Mache stattdessen der anderen Person Angebote aus deinem unsicheren Gefühl heraus: "Könnte es dir vielleicht helfen, wenn du dein Ziel wie folgt veränderst: ...?" - "Könnte es dir helfen, wenn du ...xyz... tust?" So unterstützt du sie in ihrer Würde und Freiheit, es selbst zu erspüren und zu entscheiden.
14. Während du in der Mitspieler-Rolle hilfst, wird auch immer mal wieder dein natürliches Unsicherheitsgefühl auftauchen. Vielleicht sogar sehr oft, weil du dich jedes Mal, nachdem du etwas gemacht hast, fragst, ob es auch wirklich hilft. Stehe zu dieser natürlichen Unsicherheit (sie gehört definitiv zur Mitspieler-Rolle) und frage die andere Person offen: "Mache ich´s noch richtig? Hilft dir das wirklich, was ich tue? Soll ich etwas an meiner Hilfe ändern? Soll ich vielleicht weniger Fragen stellen, meine Unsicherheit mehr aushalten und eventuelle Fehler riskieren, die du dann liebevoll korrigierst?"
Wenn dann die andere Person liebevoll wertet und korrigiert, dann nimm ihre Wertungen und Korrekturen an. Wertungen und Korrekturen gehören immer zu der Spieler-Rolle dazu, die die andere Person mit ihrem Ziel / Wunsch / Bedürfnis eingenommen hat. Lerne dazu, setze diese Korrekturen bestmöglich um - und frage wieder nach, ob du es jetzt richtig gemacht hast.
Sollten diese Wertungen und Korrekturen der anderen Person nicht liebevoll, sondern ungeduldig, genervt, streng oder sogar hart sein, dann erinnere dich wieder an Punkt 7 b), also an dein eigenes Ziel, dich beim Helfen wohl zu fühlen. Lenke deine Aufmerksamkeit auf dein eigenes Wohlfühlziel und wechsle dadurch in die Spieler-Rolle. Bewerte die andere Person zunächst positiv mit:
„Ich finde es toll, wie klar du deine Gefühle zeigst (= Wechsel in die Spieler-Rolle durch eine Wertung). Leider fühle ich mich damit nicht so wohl (= Hinweis auf das eigene Wohlfühlziel). Ich kann mich wieder wohl fühlen und besser helfen, wenn du deine klaren Wertungen und wichtigen Korrekturen in einem liebevollen Tonfall aussprichst (= Hinweis, wie das Gegenüber mithelfen kann).“
Gib also der anderen Person nach deiner ersten positiven Wertung und deinem Wechsel in die Spieler-Rolle das liebevolle Feedback, dass du dich nicht mehr wohlfühlst. Werte liebevoll, dass das nicht zu deinem Wohlfühlziel dazugehört, und gib ihr eine liebevolle Anweisung, wie du dich wieder wohlfühlen und weiterhelfen kannst. Nimm dazu kurz die Liebevolle Führungsrolle innerhalb deiner Mitfühlenden Fürsorge-Rolle ein, bis die Situation geklärt ist und du dich wieder wohlfühlst.
15. Achte in der Mitspieler-Rolle darauf, dass du die Wertungen von der anderen Person (= Fremdwertung) nicht verwechselst mit der Wertung, wie du dich selbst bewertest (= Selbstwert). Setze die beiden Wertungen auf keinen Fall gleich, denn sonst würdest du deinen Selbstwert an den Fremdwert koppeln. Und das führt dazu, dass du jedes Mal, wenn die andere Person deine Hilfe liebevoll negativ bewertet ("Das hilft mir gerade nicht"), du dich genauso negativ bewertest, möglicherweise sogar schmerzvoll ("Mist, da hab´ ich einen Fehler gemacht! Das war gar nicht gut von mir!").
Sei dir stattdessen immer bewusst, dass du selbst das Ziel hast, dein Bestes zu geben (siehe dazu Punkt 7 a)). Beobachte genau: Meistens ist es so, dass du dein Bestes gegeben hast, auch wenn du etwas falsch gemacht hast. Dein Fehler war nicht absichtlich passiert. Es ging in dem Moment nicht besser.
Wenn die andere Person also unzufrieden mit deiner (besten!) Hilfe ist und es dir liebevoll mitgeteilt hat, dann kannst du parallel dazu immer noch sehen, dass du diesen Fehler nicht absichtlich gemacht hast, sondern du hattest dein in dem Moment Bestes gegeben. Das bedeutet: Dein Fremdwert ist zwar niedrig, weil die andere Person dich liebevoll negativ bewertet hat. Gleichzeitig ist dein Selbstwert weiterhin hoch, weil du genau weißt, dass du dein Bestes gegeben hast und selbst mit dir zufrieden bist. Als nächstes konzentrierst du dich nun darauf, aus dem Fehler effektiv dazuzulernen und es beim nächsten Mal für die andere Person noch besser zu machen. Du willst deinen Fremdwert steigern, bis die andere Person zufrieden mit deiner Hilfe ist, sie dich positiv bewertet und du dadurch einen hohen Fremdwert hast.
Kurz: Auch wenn die andere Person unzufrieden mit deiner Hilfe ist (niedriger Fremdwert), kannst du es gleichzeitig und unabhängig von deinem Gegenüber so sehen, dass du dein momentan Bestes gegeben hast (hoher Selbstwert) und dass du weiterhin dein Bestes gibst, optimal aus der Situation dazuzulernen (hoher Selbstwert). Fremdwert und Selbstwert waren und sind schon immer unabhängig voneinander (so wie wir immer unterschiedliche Gehirne und Perspektiven haben).
16. Sollte der Fall eintreten, dass dir dein Gegenüber keine konkreten Anweisungen gibt und du weißt nicht, was du genau helfen kannst, dann warte geduldig, bis du weißt, was du tun sollst und was dem anderen wirklich hilft. Hast du den Impuls, trotzdem etwas zu tun, dann tue es auf jeden Fall als unsicheres Angebot, tue es vollkommen transparent und berichte dem anderen sofort offen darüber, damit er als „würdevoller Chef“ jederzeit ein Veto einlegen und dich bremsen oder korrigieren kann.
17. Solltest du in der Mitfühlenden Fürsorge-Rolle bei der anderen Person erleben, dass sie ein Unsicherheitsgefühl an den Tag legt und sich automatisch dir gegenüber in die Mitspieler-Rolle begibt, indem sie dich fragt, was sie tun "soll", dann führt sie dadurch einen (unabsichtlichen?) Rollenwechsel durch. Sie geht davon aus, dass du eine eigene Zielvorstellung vor Augen hast, und stellt dir darüber Fragen. Sie geht davon aus, dass du weißt, wie es "richtig" wäre.
Dadurch, dass die andere Hilfe suchende Person selbst die Mitspieler-Rolle eingenommen hat, rutscht du automatisch für diesen Moment in die Spieler-Rolle. Dies kannst du sofort liebevoll ändern, indem du wieder die Eigenschaften der Mitspieler-Rolle lebst: Du bleibst unsicher, weil du weiterhin dein Gegenüber als würdevoller Bestimmer und Zielkenner betrachtest. Aus dieser Unsicherheit heraus stellst du liebevoll in der Mitfühlenden Fürsorge-Rolle die Gegenfragen, die deine Mitfühlende Fürsorge-Rolle unterstützen: "Ich bin mir unsicher, wie ich dir optimal helfen kann. Kannst du mir sagen, wie ich dir konkret helfen soll? Was soll ich dir antworten oder sagen oder geben, damit du das Gefühl hast, deinem Ziel durch meine Hilfe näher zu kommen? Und darf ich dein Ziel vielleicht noch genauer kennenlernen, damit ich dir besser helfen und Angebote machen kann?"
18. Du kannst die Mitfühlende Fürsorge-Rolle auch dir selbst gegenüber einnehmen. Betrachte deine allererste Idee eines eigenen Ziels, Wunsches oder Bedürfnisses als "Impuls aus deiner Spieler-Rolle". Und ab da stehst du dir selbst für diese Idee in der Mitfühlenden Fürsorge-Rolle zur Verfügung. Nimm die Haltung ein, dass "alles dazugehört" (Punkt 3). Entscheide, ob du dir für deine Idee auch tatsächlich zur Verfügung stehst oder ob du sie doch nicht umsetzen willst und deiner Idee gegenüber in die Nicht-Spieler-Rolle wechselst (Punkt 4). Willst du sie energievoll aktiv umsetzen (= Resonanz zwischen Ziel und Umsetzung), dann stimme in der Mitspieler-Rolle dir selbst gegenüber deinem eventuellen Unsicherheitsgefühl zu und frage aus dieser Unsicherheit heraus dich selbst (und nicht andere!), wie denn genau dieses Ziel aussieht, wie du es umsetzen willst. Antworte dir selbst und gib dir dadurch selbst Sicherheit und Klarheit. Stimme deinen liebevollen Selbstanweisungen, Selbstwertungen und Selbstkorrekturen zu. Lerne einfühlsam und mitfühlend aus deinen Fehlern. Und falls du trotz deiner Umsetzungsenergie noch nicht genau weißt, wie du es umsetzen willst, warte solange, bis du es weißt und dann wirklich Klarheit oder Sicherheit hast und loslegst.
Solltest du in deinem Tonfall dir selbst gegenüber in eine "kritische" oder "abwertende" Stimme wechseln, dann kannst du auch hier die Liebevolle Führungsrolle gegenüber deinem inneren Kritiker einnehmen und dir selbst liebevoll mitteilen, dass das gerade nicht zur Mitfühlenden Fürsorge-Rolle dir selbst gegenüber passt. Und dann überlege dir mitfühlend und fürsorgend, wie du stattdessen mit dir selbst kommunizieren willst und wie es sich schön und hilfreich anfühlt.
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Übertrage diese Mitfühlende Fürsorge-Rolle auf alle Bereiche des Lebens (Familien, Schulen, Unternehmen, Gesundheitssystem, Sport, Kultur, Politik ...) und du beginnst, meine Vision zu verstehen, die ich oben beschrieben habe.
Du findest praktische Anwendungsbeispiele für ein gelöstes Miteinander auch auf der Seite "Alltag" als auch auf der Seite mit den ersten Übungen.
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